DIE RADIKALITÄT DER AUSSAGE: ANERKENNEN WAS IST…
Vor Jahren hörte ich Eckhart Tolle schon davon reden, wie wichtig und klug es ist, den Augenblick genauso anzunehmen, wie er sich in diesem Moment zeigt. Auch in meinen Kursen bildet das Bemühen des Annehmens um den Moment – freudvoll oder leidvoll, angenehm oder unangenehm – die Basis jedes Achtsamkeitstrainings oder Meditation. Ich denke, bewusst übe ich mich seit über 20 Jahren darin, mit mehr oder weniger Erfolg. Die volle Tragweite dieser Praxis wird mir aber gerade jetzt so richtig bewusst.
Was bedeutet es also konkret den Moment anzuerkennen wie er ist?
· Es heißt zum Beispiel all die Gefühle, Gedanken und alle anderen Empfindungen die durch die eben verhängten Corona-Maßnahmen in mir hochkommen zuzulassen und sie in ihrer vollen Wucht zu spüren. Die Angst um die Zukunft, die Verunsicherung, den Ärger, das Würgen im Hals, den Druck in der Magengegend, das Mitgefühl mit anderen KollegInnen und anderen Selbständigen,.
· Es bedeutet auch in Konflikten mit unseren Mitmenschen deren Meinung und Standpunkt zu 100% anzuerkennen als ihre Wahrheit, mag sie mir selbst auch noch so abstrus, falsch oder abartig vorkommen und das meine Lieben finde ich überhaupt eine der höchsten Künste!!!
· Auch heißt es Schmerzen aller Art für den Moment anzuerkennen ohne in Widerstand, Ablehnung und Trotz zu verfallen, denn sind wir uns ehrlich, hat das irgendjemanden schon einmal geholfen?
Was es aber absolut nicht bedeutet ist, sich dann einfach lethargisch im Sofa versinken zu lassen, so nach dem Motto: „Ist ja eh alles Wurscht!“ Genau das heißt es nicht. Den Moment anzuerkennen heißt nicht seine Klugheit und Weisheit auch weiterhin für sich selbst und andere zu nutzen. Und es bedeutet auch nicht, dass Missstände global oder im privaten Miteinander nicht ganz klare Konsequenzen mit sich bringen. Ja und blöd wäre ich, nicht bei Zahnschmerzen mir schleunigst einen Termin beim Zahnarzt auszumachen und möglichst noch ein Schmerzmittel zu nehmen. Den Augenblich in seiner ganzen Wucht anzuerkennen, so schwer uns das auch fallen mag, hat rein gar nichts mit Märtyrertum zu tun!!!!
Was ich gerade am eigenen Leib erfahre, ist dieses hin und her gerissen sein zwischen innerem Widerstand, gepaart mit toben und wütend-sein, und mich in dieses innere und äußere Chaos hineinzuentspannen, mein Hirn zu benützen und nach gangbaren Lösungen zu suchen. Sobald mir das gelingt wird es wieder weit in mir, tritt ein Gefühl von Frieden und Freiheit ein, fühl ich mich wieder in meiner Kraft und Macht, in meiner Selbstermächtigung – ich liebe dieses Wort!!!! – und das wünsche ich uns allen von Herzen!!!!
Eure Nityananda