WIE KANN ICH DIE WELT SCHÖ­NER MACHEN?

WIE KANN ICH DIE WELT SCHÖ­NER MACHEN?

Als ich kürz­lich bei einer Online-Leh­re­rIn­nen­fort­bil­dung einen Vor­trag von Dr. Dr. Prof. Läng­le hör­te, traf mich eine Aus­s­sa­ge ganz beson­ders. Der Herr Pro­fes­sor – ein alter Mann – hat­te frü­her eng mit Vik­tor Frankl zusam­men­ge­ar­bei­tet. In dem Vor­trag ging es um das The­ma Kri­se und dem Umgang damit. Eine ganz wesent­li­che Fra­ge die man sich in Kri­sen, aber auch ganz all­ge­mein, als Mensch immer wie­der stel­len soll­te lautet:

„Wie kann ich die Welt schö­ner machen?“

„Was braucht die Welt von mir?“

„Wie kann ich einen Bei­trag leis­ten, für ein bes­se­res Leben?“

Beson­ders in Anbe­tracht der Tat­sa­che, dass Men­schen wie Vik­tor Frankl und der Herr Läng­le den 2. Welt­krieg oder sogar ein KZ über­lebt haben, fin­de ich die­se Aus­sa­ge doch um so ver­blüf­fen­der. Es wäre doch viel nahe­lie­gen­der zu sagen:
„Was kann die Welt für mich tun?“ oder

„Jetzt bin ich mal an der Reihe!“

und sich frus­triert und depri­miert dem Welt­schmerz hinzugeben?

Auch Men­schen wie der Dalai Lama oder Thich Nah Than, wel­che gro­ßes Leid mit­er­lebt haben, wur­den inner­lich nicht gebro­chen und mutier­ten nicht zu frus­trier­ten, ver­bit­ter­ten Men­schen. Das fin­de ich soooooooooo erstaunlich!!!!

Und es gibt nichts in der Welt was mich sosehr moti­viert wei­ter zu ler­nen und zu rei­fen wie sol­che Menschen.

DAS DILEM­MA MIT DER KOMMUNIKATION

DAS DILEM­MA MIT DER KOMMUNIKATION

Im Rah­men mei­ner MBSR Aus­bil­dung befas­se ich mich gera­de mit dem The­ma Kom­mu­ni­ka­ti­on und das Leben bie­tet mir genug Anschau­ungs­ma­te­ri­al. Grund­le­gen­de Gut­heit ist uns allen zu eigen, kei­ner sucht wil­lent­lich Streit und Leid und doch kommt es in zwi­schen­mensch­li­chen Bezie­hun­gen ganz schnell dazu. Wor­an liegt das?

Mit die­ser Fra­ge habe ich mich heu­te Nacht sehr inten­siv aus­ein­an­der­ge­setzt und am Mor­gen gemein­sam mit mei­nem Mann dar­über reflek­tiert. Als Men­schen sind wir in unse­rer Wahr­neh­mung der Welt und unse­rer Mit­men­schen gegen­über lei­der total unob­jek­tiv, sprich abso­lut sub­jek­tiv. Mit man­chen Men­schen stellt das kein Pro­blem dar, mit ande­ren kann sich eine gan­ze Tra­gö­die dar­aus ent­wi­ckeln. Wir sind so sehr gefan­gen in unse­rer Sicht der Din­ge, dass es uns ganz ein­fach nicht mög­lich ist objek­tiv zu sein. Ohne jeg­li­che böse Absicht, ohne es zu wol­len, schlit­tern wir so immer wie­der ins Dilem­ma. Das ist echt ein Dra­ma und total trau­rig!  Wie viel Leid wür­den wir uns selbst und ande­ren erspa­ren, könn­ten wir nur über unse­ren eige­nen Tel­ler­rand blicken!

Die gute Nach­richt ist, man kann es mehr und mehr ler­nen. Men­schen wie Tara Brach mit der RAIN-Metho­de oder Byron Kat­ie mit „The Work“ haben groß­ar­ti­ge und ein­fa­che Metho­den ent­wi­ckelt, wel­che uns hel­fen – selbst unter größ­tem Stress und emo­tio­na­ler Bedro­hung – hand­lungs­fä­hig und vor allem empa­thisch zu bleiben.

Neu­ro­bio­lo­gisch fin­de ich es ja höchst inter­es­sant, dass unser Gehirn unter Stress auf Auto­pi­lot schal­tet und dann nur mehr: kämp­fen – flüch­ten oder erstar­ren mög­lich ist. Kei­ne Chan­ce auf die gro­ße Band­brei­te unse­rer Weis­heit und Intel­li­genz mehr zuzu­grei­fen, denn wenn das Rep­ti­li­en­hirn aktiv ist, muss es schnell gehen, geht es doch dort ums Umber­le­ben. Was Tara Brach in einem ihrer Vor­trä­ge auch so wun­der­bar beschreibt ist, dass es uns in die­sem geis­ti­gen Zustand nicht nur nicht mehr mög­lich ist klar und objek­tiv zu den­ken, son­dern wir auch nicht mehr in der Lage sind empa­thisch zu sein. Wir kön­nen uns nicht mehr in ande­re Men­schen hin­ein­ver­setz­ten. Kein Mit­ge­fühl oder Mit­leid ent­schlüpft mehr unse­ren Gehirn­win­dun­gen, bis wir aus dem fight free­ze-flight Zustand wie­der aus­ge­spuckt werden.

Gera­de jetzt zu die­ser Zeit der äuße­ren Unru­hen und Ver­un­si­che­run­gen, lässt sich gut erken­nen, wie blank unse­re Ner­ven lie­gen, wie unend­lich gefor­dert wir gera­de sind und was uns gera­de alles abver­langt wird. Um so mehr lau­fen wir Gefahr so star­kem emo­tio­na­len Druck aus­ge­setzt zu wer­den, dass wir in den geis­ti­gen Not­zu­stand kom­men und unser Hirn in den Alarm­mo­dus wechselt.

Je geüb­ter wir in Acht­sam­keit und Selbst­re­fle­xi­on sind, je mehr wir die Gele­gen­heit haben mit ande­ren Men­schen dar­über zu reflek­tie­ren, des­to mehr Selbst­er­kennt­nis und Hand­lungs­spiel­raum gewin­nen wir. Auch wer­den wir ein­fach schnel­ler im Erken­nen unse­rer eige­nen Ver­hal­tens­stra­te­gien. Es beginnt viel­leicht bei einer Art „Wursch­tig­keit“, geht wei­ter zu Ableh­nung, bis hin zu Wut, Ärger oder Angriff.

Die­se Sta­di­en bin ich heu­te in der Nacht alle durch­lau­fen. Mein Kie­fer spann­te sich an und ich biss die Zäh­ne zusam­men, mein Herz ras­te, wur­de hart und ver­stei­nert. Und irgend­wann kam dann der Augen­blick wo ich mir dach­te: „Lie­ber Gott! Um alles in der Welt, lass mich nicht ver­bit­tern und hart und böse wer­den. Lass mich den Schmerz füh­len, den mei­ne Unzu­läng­lich­keit und die Unzu­läng­lich­keit mei­ner Mit­men­schen in mir aus­lö­sen! Lass die Trä­nen über mei­ne Wan­gen rin­nen, damit sie bis auf mein Herz trop­fen und es wie­der rei­ni­gen und gie­ßen, auf dass Hei­len­des und Freud­vol­les dar­aus her­vor­ge­hen mag. Für mich und mei­ne Mitmenschen!“

DIE RADI­KA­LI­TÄT DER AUS­SA­GE: ANER­KEN­NEN WAS IST

DIE RADI­KA­LI­TÄT DER AUS­SA­GE: ANER­KEN­NEN WAS IST…

Vor Jah­ren hör­te ich Eck­hart Tol­le schon davon reden, wie wich­tig und klug es ist, den Augen­blick genau­so anzu­neh­men, wie er sich in die­sem Moment zeigt. Auch in mei­nen Kur­sen bil­det das Bemü­hen des Anneh­mens um den Moment – freud­voll oder leid­voll, ange­nehm oder unan­ge­nehm – die Basis jedes Acht­sam­keits­trai­nings oder Medi­ta­ti­on. Ich den­ke, bewusst übe ich mich seit über 20 Jah­ren dar­in, mit mehr oder weni­ger Erfolg. Die vol­le Trag­wei­te die­ser Pra­xis wird mir aber gera­de jetzt so rich­tig bewusst.

Was bedeu­tet es also kon­kret den Moment anzu­er­ken­nen wie er ist?

·      Es heißt zum Bei­spiel all die Gefüh­le, Gedan­ken und alle ande­ren Emp­fin­dun­gen die durch die eben ver­häng­ten Coro­na-Maß­nah­men in mir hoch­kom­men zuzu­las­sen und sie in ihrer vol­len Wucht zu spü­ren. Die Angst um die Zukunft, die Ver­un­si­che­rung, den Ärger, das Wür­gen im Hals, den Druck in der Magen­ge­gend, das Mit­ge­fühl mit ande­ren Kol­le­gIn­nen und ande­ren Selbständigen,.

·      Es bedeu­tet auch in Kon­flik­ten mit unse­ren Mit­men­schen deren Mei­nung und Stand­punkt zu 100% anzu­er­ken­nen als ihre Wahr­heit, mag sie mir selbst auch noch so abstrus, falsch oder abar­tig vor­kom­men und das mei­ne Lie­ben fin­de ich über­haupt eine der höchs­ten Künste!!!

·      Auch heißt es Schmer­zen aller Art für den Moment anzu­er­ken­nen ohne in Wider­stand, Ableh­nung und Trotz zu ver­fal­len, denn sind wir uns ehr­lich, hat das irgend­je­man­den schon ein­mal geholfen?

Was es aber abso­lut nicht bedeu­tet ist, sich dann ein­fach lethar­gisch im Sofa ver­sin­ken zu las­sen, so nach dem Mot­to: „Ist ja eh alles Wurscht!“ Genau das heißt es nicht. Den Moment anzu­er­ken­nen heißt nicht sei­ne Klug­heit und Weis­heit auch wei­ter­hin für sich selbst und ande­re zu nut­zen. Und es bedeu­tet auch nicht, dass Miss­stän­de glo­bal oder im pri­va­ten Mit­ein­an­der nicht ganz kla­re Kon­se­quen­zen mit sich brin­gen. Ja und blöd wäre ich, nicht bei Zahn­schmer­zen mir schleu­nigst einen Ter­min beim Zahn­arzt aus­zu­ma­chen und mög­lichst noch ein Schmerz­mit­tel zu neh­men. Den Augenblich in sei­ner gan­zen Wucht anzu­er­ken­nen, so schwer uns das auch fal­len mag, hat rein gar nichts mit Mär­ty­rer­tum zu tun!!!!

Was ich gera­de am eige­nen Leib erfah­re, ist die­ses hin und her geris­sen sein zwi­schen inne­rem Wider­stand, gepaart mit toben und wütend-sein, und mich in die­ses inne­re und äuße­re Cha­os hin­ein­zu­ent­span­nen, mein Hirn zu benüt­zen und nach gang­ba­ren Lösun­gen zu suchen. Sobald mir das gelingt wird es wie­der weit in mir, tritt ein Gefühl von Frie­den und Frei­heit ein, fühl ich mich wie­der in mei­ner Kraft und Macht, in mei­ner Selbst­er­mäch­ti­gung – ich lie­be die­ses Wort!!!! –  und das wün­sche ich uns allen von Herzen!!!!

Eure Nit­ya­nan­da

EINEN GUTEN UMGANG MIT STRESS UND BELAS­TEN­DEN SITUA­TIO­NEN FINDEN

„ZWI­SCHEN REIZ UND REAK­TI­ON LIEGT EIN RAUM.“ – EINEN GUTEN UMGANG MIT STRESS UND BELAS­TEN­DEN SITUA­TIO­NEN FINDEN

Die­ses Wochen­en­de hat­ten wir wie­der einen MBSR-Aus­bil­dungs­block („Stress­be­wäl­ti­gung durch Acht­sam­keit“). Es ging um das The­ma Stress und wie man ler­nen kann gut damit umzugehen.

Sobald wir in Stress gera­ten wird´s eng. Ich den­ke die Erfah­rung ist uns allen bekannt. Es kommt zu kör­per­li­chen Reak­tio­nen, wie beschleu­nig­ter Herz­schlag, Druck im Brust­raum, Schwit­zen, etc… Das kla­re Den­ke wird erschwert und auf die eine oder ande­re Art füh­len wir uns in die Enge getrie­ben. Der Kör­per ver­sorgt uns mit zusätz­li­cher Ener­gie in Form von Adre­na­lin, um uns auf Kampf, Flucht oder Erstar­rung vor­zu­be­rei­ten. Nur, wie oft kommt es vor, dass wir wirk­lich die Bei­ne in die Hand neh­men müs­sen und um unser Leben ren­nen oder die Fäus­te bal­len und zuschla­gen? Wohl eher selten.

Was also geschieht ist, dass ein Stress­aus­lö­ser bei den meis­ten Men­schen unmit­tel­bar zu einer Stress­re­ak­ti­on führt. Die­ses fast zeit­glei­che Auf­tre­ten akti­viert den „Auto­pi­lo­ten“ – was ja, wenn uns ein Säbel­zahn­ti­ger gegen­über­steht, von unschätz­ba­rem Wert ist. Da gilt es kei­ne Zeit zu ver­lie­ren. Weni­ger sinn­voll ist der Auto­pi­lot jedoch, wenn anstel­le des Säbel­zahn­ti­gers unse­re Che­fin vor uns steht und wir nun damit beginn vor ihr davon­zu­lau­fen oder noch schlim­mer, über sie her­zu­fal­len. Weder die eine noch die ande­re Reak­ti­on wird auf gro­ße Akzep­tanz oder auf Ver­ständ­nis sto­ßen. Da kommt die Schock­star­re wohl am bes­ten an. Was also tun, wenn die archai­schen Über­le­bens­mus­ter – wel­che Stress in uns her­vor­ru­fen – zu wir­ken beginnen?

Die Kunst liegt dar­in einen zeit­li­chen Abstand zwi­schen Stress­aus­lö­ser und Stress­re­ak­ti­on zu brin­gen. Wie machen wir das? Da kommt nun die Acht­sam­keit ins Spiel.

Das Geschenk einer geschul­ten Acht­sam­keit liegt eben genau dar­in, eine Lücke zwi­schen dem stress­aus­lö­sen­den Moment z. B. eine schimp­fen­de Che­fin und der unse­rer Reak­ti­on dar­auf, zu schaf­fen. Je geüb­ter wir sind uns selbst wahr­zu­neh­men, Gefüh­le, Gedan­ken oder Kör­per­re­ak­tio­nen bewusst zu beob­ach­ten, des­to grö­ßer wird die Lücke zwi­schen den bei­den Polen. Ein tie­fes Durch­at­men, ein bewuss­tes Spü­ren was gera­de vor sich geht, deak­ti­viert den Auto­pi­lo­ten und bringt Hand­lungs­spiel­raum. Nun kom­men wir wie­der in der Lage aus dem Vol­len zu schöp­fen und bedacht zu han­deln, Empa­thie uns selbst und auch der Che­fin gegen­über zu emp­fin­den und uns selbst zu regu­lie­ren. Das Gehirn funk­tio­niert wie­der und gibt Zugriff auf alle Area­le frei, wel­che der Stress vor­hin lahm­ge­legt hat­te und es ist  wie­der mög­lich auf die Lage ange­mes­sen zu reagie­ren, anstel­le aus der Not – her­aus mit akti­ven Rep­ti­li­en­hirn – zu agieren.

Vik­to­re Frankl hat hier­zu ein Zitat:

„Zwi­schen Reiz & Reak­ti­on liegt ein Raum. In die­sem Raum liegt unse­re Macht zur Wahl unse­rer Reak­ti­on. In die­ser Reak­ti­on liegt unse­re Ent­wick­lung und unse­re Freiheit.“

Die­se Lücke zu ver­grö­ßern oder über­haupt ein­mal in die Lage zu kom­men sie wahr­zu­neh­men braucht Übung. Acht­sam­keits­schu­lung und Medi­ta­ti­on bil­den die Grund­la­ge dafür. Die­se Jahr­tau­sen­den alten und erprob­ten Metho­den ermäch­ti­gen uns zu freie­rem Han­deln und Den­ken. Ist das nicht wun­der­bar? Alles was mich dar­in unter­stützt in die Eigen­ver­ant­wor­tung zu kom­men, mei­ne Selbst­wirk­sam­keit zu stei­gern und mir mehr Wahl­mög­lich­kei­ten in mein Leben bringt, fin­de ich ganz wundervoll.

Ein sehr durch­dach­tes, aus­ge­klü­gel­tes und nun­mehr sehr lan­ge erprob­tes Kon­zept hat John Kabat Zinn in den 70er Jah­ren mit sei­ner MBSR Metho­de ent­wi­ckelt. Die­ser 8‑Wo­chen-Kurs befä­higt uns nach­hal­tig Acht­sam­keit auf unter­schied­lichs­ten Ebe­nen zu erler­nen und zu erfah­ren. Durch das regel­mä­ßi­ge Übungs­pro­gramm wel­ches 8 Wochen lang täg­lich prak­ti­ziert wird, ver­än­dern sich die Ver­hal­tens­wei­sen und Gewohn­hei­ten maß­geb­lich, so dass ein völ­lig neu­er Umgang mit Stress und den Her­aus­for­de­run­gen im All­tag ermög­licht wird.

Mehr Infos zu MBSR Kur­sen:
http://www.zentrum-sonnendeck.at/angebote‑2/mbsr/

DEM DRA­CHEN INS AUGE SCHAUEN

Wie befrei­en wir uns von dem Gefühl, dass mit uns oder der Welt etwas nicht stimmt?

Da ich so ange­tan war von dem Video von Tara Brach www.tarabrach.com:

The Heart Cros­ses the Abyss – Three Inner Trai­nings, with Tara Brach
(fin­det ihr auf YouTube)

 und ich die­se drei Trai­nings als über­aus hilf­reich erach­te, habe ich kur­zer­hand eine Zusam­men­fas­sung auf deutsch geschrie­ben. Das soll uns allen dabei behilf­lich sein den Mut auf­zu­brin­gen, uns unse­ren inne­ren Dra­chen zu stel­len, anstel­le wei­ter­hin Reiß­aus zu neh­men oder zu ver­su­chen in zu töten, so wie in den alten Geschich­ten. Ich hof­fe der Bei­trag unter­stütz euch und hilft euch. Die­se Pra­xis kön­nen wir den Rest unse­res Lebens üben, die Dra­chen wer­den ver­mut­lich immer wie­der neue Wege zu uns fin­den. Viel Erfolg beim Üben!

Eure Nit­ya­nan­da

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Zusam­men­fas­sung der wich­tigs­ten Inhalte

Gut zu wis­sen! Wir kön­nen nichts für unse­re Gefüh­le und brau­chen uns für sie nicht zu ver­ur­tei­len oder zu schä­men! Wie wir uns aber auf sie bezie­hen liegt in unse­rer Ver­ant­wor­tung – sprich – wie wir mit ihnen umge­hen oder sie ausagieren.

2 gän­gi­ge Lösungsansätze 

  • ent­we­der füh­ren uns schmerz­haf­te Gefüh­le zu einem inne­ren Abgrund, brin­gen uns also in gro­ße ins Not oder aber
  • wir ver­mei­den es die Gefüh­le zu spü­ren, in dem wir uns abtren­nen und dissoziieren.

Je grö­ßer die ver­meint­li­chen Dra­chen erschei­nen, des­to mehr sind wir befan­gen und ver­blen­det und hal­ten sie für die ein­zi­ge Wahr­heit. Das führt zu einer inner­li­chen Kon­trak­ti­on. Wir füh­len uns eng, gefan­gen und wen­den uns gegen uns selbst oder ande­re. So nimmt das Unheil sei­nen Lauf…

Wenn wir unge­übt sind in Acht­sam­keit, ver­lie­ren wir das Wis­sen, um unse­re Zuge­hö­rig­keit, und dar­um wer wir wirk­lich sind. Wir ver­ges­sen die Gegen­wär­tig­keit, unse­re grund­le­gen­de Gut­heit, die Lie­be und das Bewusst­sein. Das ver­grö­ßert unser Gefühl von Tren­nung und wei­ter ver­lie­ren wir die Ver­bin­dung zu unse­rem wah­ren Selbst, zu unse­rer wah­ren Grö­ße und Güte.

Gefüh­len wie Angst, Wut, Eifer­sucht, Scharm, etc. denen wir nicht ins Gesicht schau­en, machen uns gefähr­lich – für uns selbst und die Welt.

Was auch immer in unse­rem Unter­be­wusst­sein an Gefüh­len schlum­mert kon­trol­liert uns! 

Was also tun, wie befrei­en wir uns von unse­ren Dra­chen oder von dem Gefühl, dass mit uns oder der Welt etwas nicht stimmt?

  1. Ler­ne die Gedan­ken und die Geschich­te zu dem Gefühl los­zu­las­sen!
    Der ers­te Schritt besteht dar­in, sich der GEDAN­KEN ÜBER­HAUPT EIN­MAL BEWUSST zu WER­DEN. Das ver­langt ACHT­SAM­KEIT und Übung.
    „ICH BIN NICHT MEI­NE GEDAN­KEN.“;
    „ICH MUSS MEI­NEN GEDAN­KEN KEI­NEN GLAU­BEN SCHEN­KEN!“;
    sind wich­ti­ge Erkennt­nis dabei.
  2. Füh­le die Emo­tio­nen*
    WAS BIN ICH BEREIT ZU SPÜ­REN?
    Es kann hilf­reich sein eine Hand auf´s Herz zu legen. Gefüh­le sind manch­mal wie scheue Tie­re tie­fen im Wald ver­steckt.
    In den Kör­per hin­ein­spü­ren.
    Was braucht jetzt mei­ne Auf­merk­sam­keit?
    *Gefüh­le die mit Trau­ma­ti­sie­run­gen zusam­men­hän­gen nicht in die Tie­fe fol­gen!!! Nur betrach­ten und in Wohl­wol­len halten.
  3. Betrach­te das Gefühl mit Freund­lich­keit
    ICH BIN HIER. ICH KÜM­ME­RE MICH. ICH BIN INTER­ES­SIERT AN DIR.
    Was braucht es gera­de? Immer wie­der frisch betrach­ten, wie beim Dämo­nen­füt­tern: Was brauchst du von mir?
    Was wür­de ich eine Freun­dIn bit­te jetzt für mich zu tun?
    Wie könn­te sie mir helfen?

ZUM SCHLUSS WER­DE DIR BEWUSST, WIE VIE­LEN ANDE­REN MEN­SCHEN ES GENAU SO ERGEHT, DIE SICH AUCH SO FÜH­LEN WIE DU UND NIMM SIE MIT IN DEIN HERZ!

Be Here Now

Die Kost­bar­keit der Gegenwärtigkeit

Die Grund­la­ge für jedes Ler­nen, jede Ver­än­de­rung und jeg­li­che Erkennt­nis, wel­che uns zu einem guten und freud­vol­len Leben ver­hel­fen kann ist ACHT­SAM­KEIT, das Bewusst­sein des­sen, was in die­sem Moment vor sich geht. Das bezieht alle Ebe­nen mit ein – die geis­ti­ge, emo­tio­na­le und kör­per­li­che Ebe­ne. Nur wenn ich mir mei­ner Gedan­ken, Gefüh­le und Emp­fin­dun­gen bewusst bin, kann ich mich auch ent­schei­den, wie ich damit umge­he, wie ich reagie­re. Solan­ge sich all die­se Pro­zes­se in unse­rem Unter­be­wusst­sein abspie­len, beherr­schen sie uns und mani­pu­lie­ren auf unge­woll­te und oft nega­ti­ve Wei­se unser Han­deln. Das führt uns und ande­re ins Leid.

Die Schu­lung der Acht­sam­keit – wel­che auch Bestand­teil jeg­li­cher Medi­ta­ti­on ist – emp­fin­det unser den­ken­der Geist als ur-lang­wei­lig und sinn­los. Nur dasit­zen und acht­sam zu beob­ach­ten, was an Gedan­ken und Gefüh­len in einem kommt und geht, ist so ziem­lich das letz­te was unse­ren Geist unter­hält. Der will Action, ein biss­chen Dra­ma viel­leicht, aber auf alle Fäl­le ein Bri­se Zer­streu­ung oder aber auf irgend­ei­ne Wei­se gefor­dert werden.

Der Geist ist natür­lich ein ganz wun­der­ba­res Instru­ment, ohne den wir ziem­lich blöd daste­hen wür­den – im wahrs­ten Sinn des Wor­tes -, aber manch­mal kann er uns auch wie ein Klotz am Bein hän­gen oder uns in den Wahn­sinn trei­ben. Dar­um ist es gut ihn zu zäh­men. Ihn an der Hand zu neh­men. Ihm Wert und Aner­ken­nung ent­ge­gen zu brin­gen, aber ihn auch auf sei­nen Platz zu ver­wei­sen. All das lehrt die Medi­ta­ti­on und die Schu­lung der Achtsamkeit.

Und dann wären da auch noch die­se unan­ge­neh­men Gefüh­le oder Erin­ne­run­gen, wel­che wie streu­nen­de Hun­de daher­ge­lau­fe­nen kom­men, bela­den mit Ängs­ten, Sor­gen und Kum­mer und uns den Tag ver­sau­en wol­len. Na wer will denn so was? Lie­ber schnell mal einen Blick auf´s Han­dy oder in den Com­pu­ter….. So ticken wir, zumin­dest ich und viel­leicht ja die eine oder der ande­re von euch.

War­um also soll­te ich mich hin­setz­ten, um zu medi­tie­ren oder Acht­sam­keit zu prak­ti­zie­ren, wo sich doch fast alles in uns sträubt – von den Schmer­zen in den Knien oder den Schul­tern ganz abge­se­hen – war­um um alles in der Welt soll­te man das dann tun???

Ganz ein­fach! Weil wir ansons­ten an unse­rem Leben vor­bei­schram­men wie ein Meteo­rit an der Erde. Weil wir auf Auto­pi­lot vom Kin­der­gar­ten über das Erwach­se­nen­le­ben in die Kis­te fal­len, ohne wirk­lich gelebt zu haben. Weil wir wie Mario­net­ten unse­res Unter­be­wusst­seins agie­ren, wie Gefan­ge­ne unse­rer Kon­di­tio­nie­run­gen und nie die Luft der Frei­heit und der Freu­de voll schnup­pern kön­nen. Das sind doch Grün­de genug, oder?

Ja und wenn ich nun die­sen Mon­key­mind – die­sen Affen in mei­nem Kopf gezähmt habe – was dann? Dann geht es erst so rich­tig los…………….

Dafür gibt es Tipps in wei­te­ren Blcoks:

LEBENS­PRA­XIS – ODER WIE MAN SICH SELBST HEL­FEN LERNT….

TEIL 1: DEM DRA­CHEN INS ANGE­SICHT SCHAUEN – 

Wie befrei­en wir uns von unse­ren inne­ren Dra­chen oder von dem Gefühl, dass mit uns oder der Welt etwas nicht stimmt?

 

Thank you for sharing the rain­bow with me – Rei­se­be­richt Zans­kar & Ladakh 2019

Thank you for sharing the rain­bow with me – Rei­se­be­richt aus Zanskar

  1. REI­SE­BE­RICHT

… sag­te der Mann zu mir, nach­dem ich ihm den Regen­bo­gen gezeigt hat­te, den ich nach mei­ner mor­gend­li­chen Medi­ta­ti­on am Dach unse­res Guest­houses über mir ent­deckt hat­te. Wir hat­ten die ers­te Nacht in Leh ver­bracht, in einem hüb­schen klei­nen Guest­house in tra­di­tio­nell-tibe­ti­schem Bau­stil. Die Luft war kalt und klar. Unser Haus­herr stat­te zur sel­ben Zeit dem Haus­tem­pel am Dach des Hau­ses sei­nen all­mor­gend­li­chen Besuch ab und ich zeig­te ihm den Regen­bo­gen. Spä­ter am Tag ent­deck­te ich, dass sich der Regen­bo­gen, wel­cher immer noch da war, um die gan­ze Son­ne zog – ein Phä­no­men das man Halo bezeich­net, wie ich spä­ter erfuhr.

Der Regen­bo­gen beglei­te­te uns die gan­ze Rei­se über. Das beein­dru­ckends­te Erleb­nis dies­be­züg­lich war sicher­lich im Klos­ter Stong­de oder Tong­de. Als wir an einem Vor­mit­tag den stei­len Anstieg zum Klos­ter bewäl­tigt hat­ten, waren wir sehr über­rascht kaum Mön­che anzu­tref­fen. Ledig­lich ein alter Mönch saß im Klos­ter­hof und hielt sei­ne Mor­gen­pu­ja. Nach­dem wir eini­ge Tem­pel­räu­me besich­tigt hat­ten und im Innen­hof im Schat­ten ras­te­ten, dem Sing­sang des Mönchs lau­schend und die Schön­heit des Plat­zes genie­ßend, erfuh­ren wir, dass alle Mön­che run­ter ins Dorf gegan­gen waren, um der Zere­mo­nie zur Ver­ab­schie­dung eines alten und hohen Lamas bei­zu­woh­nen. Vor einer Woche war er in Medi­ta­ti­on gegan­gen und hat­te in die­ser Zeit sei­nen Kör­per ver­las­sen. Wann er genau „gestor­ben“ war, konn­te nie­mand sagen. Beim Weg zurück ins Dorf konn­ten wir von oben die Ver­samm­lung der Mön­chen und Dorf­be­woh­nern sehen und es zog mich magisch dort­hin. Als wir den Fuß des Ber­ges wie­der erreicht hat­ten, kam ein jun­ger Mann auf uns zu und sag­te: „Come, Ras­hu invi­tes you for lunch!“ Ich sag­te ihm, es müs­se sich um eine Ver­wechs­lung han­deln, denn wir ken­nen hier nie­man­den. Der jun­ge Mann, bei dem es sich wie wir spä­ter her­aus­fan­den, um den Nef­fe des Ver­stor­be­nen han­del­te, blieb beharr­lich und so fan­den wir uns wie­der, inmit­ten rezi­tie­ren­der Mön­che, wel­che auf einem über­dach­ten Platz vor einem Haus saßen, aßen und tranken.

Das gan­ze Dorf hat­te sich ver­sam­melt, um der Ver­ab­schie­dung des alten Lamas bei­zu­woh­nen. Ange­hö­ri­ge kamen mit dicken Bün­deln von Geld­schei­nen und gin­gen durch die Rei­hen der Mön­che, um jeden von ihnen mit einem Schein zu ver­se­hen. Nach einer Wei­le stopp­te das Sin­gen, alle stan­den auf und aus Hör­nern und Muscheln erklang ein ein­dring­li­cher und tie­fer Ton. Nun wur­de der Ver­stor­be­ne – noch immer in Medi­ta­ti­ons­hal­tung und mit Tüchern umhüllt – aus dem Haus getra­gen und auf eine Art Thron gesetzt. Die Fami­lie und spä­ter alle Anwe­sen­den, gin­gen nun zu dem Thron und über­häuf­ten den Kör­per des Toten mit Katas – den wei­ßen Segens­tü­chern. Die Frau­en wein­ten und weh­klag­ten und gene­rell blieb kaum ein Auge tro­cken. Wir beob­ach­te­ten das gan­ze Gesche­hen mit gro­ßer Rüh­rung und Erstau­nen. Übri­gens war Ras­hu der ver­stor­be­ne Lama. Also hat­te uns er zum Essen eingeladen.

Nach­dem sich alle ver­ab­schie­det hat­ten, luden die Män­ner den Thron mit­samt dem Kör­per auf einen Gelän­de­wa­gen und brach­ten ihn zu einem Ver­bren­nungs­ort. Nur die Män­ner und Kin­der folg­ten, die Frau­en blie­ben im Dorf zurück. Wir beob­ach­te­ten den Vor­gang von der Fer­ne. Nach­dem der Kör­per in Brand gesetzt wur­de, gin­gen die Bewoh­ner bis auf ein paar rezi­tie­ren­de Lamas, wie­der zurück ins Dorf zu den Frau­en und nun wur­de Tee getrunken.

Ein Phä­no­men von dem ich immer wie­der gehört hat­te war, dass sich der Kör­per eines sehr hoch spi­ri­tu­ell ent­wi­ckel­ten Prak­ti­zie­ren­den in Regen­bo­gen­licht auf­lö­sen kön­ne. Ledig­lich Haa­re, Zäh­ne und Nägel blie­ben dann als sterb­li­che Über­res­te zurück. Ich sprach dar­über mit einer ame­ri­ka­ni­schen-bud­dhis­ti­schen Non­ne, wel­che mir die­ses Phä­no­men bestä­tig­te. Bei die­sem Gespräch saß auch ein jun­ger Schwei­zer am Tisch, der unse­rem Gespräch und mei­ner Schil­de­rung über die Ver­ab­schie­dung des alten Lamas in Stong­de lausch­te. Sei­ne Augen wur­den immer grö­ßer. Der Schwei­zer leb­te seit ein paar Mona­ten in Stong­de, um dort eine Dorf­schu­le zu errich­ten und nun stell­te sich fol­gen­des her­aus: Der Lama, des­sen Ver­ab­schie­dung wir bei­gewohnt hat­ten, lös­te sich zwar nicht in Regen­bo­gen­licht auf, aber wäh­rend der gan­zen Woche sei­ner Medi­ta­ti­on beob­ach­te­te der jun­ge Schwei­zer stau­nend Tag für Tag einen wun­der­schö­nen Regen­bo­gen, der sei­nen Bogen über das Klos­ter zog. Er hat­te ihn sogar foto­gra­fiert und nun zeig­te er uns begeis­tert das Foto vom Klos­ter Ston­ge mit­samt dem Regenbogen!

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  1. REISEBERICHT

Wei­te, Raum & Freude

Nach­dem wir uns in Leh 3 Tage akkli­ma­ti­siert hat­ten, mach­ten wir uns auf nach Padum in Zans­kar. Die Fahrt dort­hin dau­er­te 2 Tage, wovon wir den 2ten Tag rum­pelnd auf einer stau­bi­gen Pis­te, oft Fur­ten durch­que­rend, ver­brach­ten. Die Land­schaft war atem­be­rau­bend schön! Wir fuh­ren über Päs­se und durch wei­te Täler, beglei­tet von schnee­be­deck­ten Rie­sen. Auf dem Weg sahen wir ein Rudel Wöl­fe, Mur­mel­tie­re, Adler und natür­lich immer wie­der Pfer­de, gra­send auf den Wei­den oder fer­tig bepackt, um irgend­wo Tou­ris­ten­grup­pen auf­zu­ga­beln und als Las­ten­pfer­de dien­lich zu sein.

Dann end­lich erreich­ten wir Padum. Kei­ne auf­re­gen­de Stadt. Aber das wei­te offe­ne Tal in dem es lag und durch den sich der Zarap sei­nen Weg bahn­te, war wun­der­schön. Nach weni­gen Tagen in Padum stell­te ich erstaunt fest, dass ich so etwas wie einen „Gehirn­durch­fall“ erlit­ten hat­te, denn in mei­nem Kopf herrsch­te gäh­nen­de Lee­re. Ich war ein­fach da, mit dem was gera­de war. Kei­ne Gedan­ken an zu Hau­se, an die Zukunft, kei­ne Sor­gen, nichts. Maxi­mal was ich als nächs­tes essen könnte.

Wir durch­wan­der­ten die Gegend, besuch­ten Klös­ter – unter ande­rem Kar­sha, wo wir einem bun­ten Klos­ter­fest bei­wohn­ten und Stong­de (sie­he ers­ter Bericht) – und so nach und nach schli­chen die Land­schaft, mit ihrer offe­nen Wei­te und das Lachen der Men­schen in unse­re Zel­len und Her­zen. Über­all wur­de gelacht! Die jun­gen Mön­che scherz­ten mit­ein­an­der und lach­ten. Die Mäd­chen auf der Stra­ße koket­tier­ten freu­dig und selbst­be­wusst mit den Jungs und die Alten saßen an den Stra­ßen­ecken und begrüß­ten uns mit einem fröh­li­chen „Jul­lay“! Noch nir­gend­wo hat­ten wir uns so will­kom­men, sicher, gebor­gen und ver­bun­den mit allem gefühlt.

Ich bin über­zeugt, dass die bud­dhis­ti­sche Grund­hal­tung der Freund­lich­keit und des Mit­ge­fühls deut­lich sei­ne Wir­kung zeig­te, denn wie anders erleb­ten wir spä­ter z. B. Kar­gil oder Dehli.

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  1. REISEBERICHT 

Von Mön­chen, flie­gen­den Yogis & und unvor­her­seh­ba­ren Herausforderungen 

Als wir uns auf den Weg zum Fel­sen­klos­ter Phuk­tal mach­ten, folg­ten wir sozu­sa­gen den Spu­ren unse­rer Vor­fah­ren. Sowohl mei­ne Mut­ter, als auch mei­ne Schwie­ger­el­tern besuch­ten schon die­sen magi­schen Ort. Mein Schwie­ger­va­ter – ein sehr boden­stän­di­ger und „hand­fest“ Mann – erzähl­te, dass er von einer gro­ßen Fei­er­lich­keit oder Mys­tik ergrif­fen wur­de, als er sich dem Klos­ter näher­te. So etwas hät­te er noch nie zuvor erlebt. Ein befreun­de­ter Foto­graf der uns viel von Zans­kar erzähl­te, war sogar der ers­te, der Fotos von die­sem wun­der­schö­nen Fels­klos­ter ver­öf­fent­lich­te. Er ver­brach­te vor ca. 40 Jah­ren einen Win­ter in Zans­kar und war ent­schei­dend mit­ver­ant­wort­lich dafür, dass wir die­ses Land bereis­ten. Der Legen­de nach fan­den 3 Brü­der eine Quel­le in einer Höh­le und lie­ßen sich dort nie­der, um ihren spi­ri­tu­el­len Prak­ti­ken nach­zu­ge­hen. Die Höh­le war so gele­gen, dass sie den gan­zen Tag über von der Son­ne beschie­nen wur­de. Vie­le Jah­re medi­tier­ten sie dort und erlang­ten schließ­lich Erleuch­tung. Durch die Lüf­te flo­gen sie dann davon, bis im 15. Jhd. She­rap Zang­po aus Tibet kom­mend, nun auch in Ladakh und Zans­kar die „bud­dhis­ti­sche Gelb­müt­zen­schu­le“ ver­brei­ten woll­te. Als drei „mys­ti­sche Wesen“ wie­sen die flie­gen­den Yogis She­rap Zang­po den Weg nach Phuk­tal. Damit war der Grund­stein für das spä­te­re Klos­ter gelegt. Nach und nach wur­den klei­ne Häu­ser an die Wän­de der steil in den Him­mel ragen­den Fel­sen gebaut, wie Schwal­ben­nes­ter. So wur­de das Klos­ter immer grö­ßer. Heu­te leben dort ca. 70 Mön­che und 20 Novizen.

Den Weg nach Phuk­tal muss­ten wir uns hart erkämp­fen. Nach­dem wir per Anhal­ter mit dem Jeep bis vor den Zustieg des Klos­ters getrampt waren, muss­ten wir fest­stel­len, dass Jaron krank war. Wir fan­den uns auf einer stau­bi­gen, sich durch die Ber­ge schlän­geln­den Berg­stra­ße wie­der, unter uns ein tosen­der Fluss, ober uns die bren­nen­de Son­ne und neben uns, unser sich über­ge­ben­der klei­ner Sohn! Und das alles irgend­wo im nir­gend­wo. Anfangs hiel­ten wir die Übel­keit für eine Fol­ge der wil­den Jeep Fahrt, was sich lei­der als Irr­tum her­aus­stell­te. So brauch­ten wir für einen Fuß­weg, den wir nor­ma­ler­wei­se in zwei Stun­de zurück­ge­legt hät­ten, einen hal­ben Tag.

Am nächs­ten Mor­gen woll­ten wir die letz­ten 2 Stun­den zum Klos­ter gehen, damit Jaron sich dort erho­len und wie­der zu Kräf­ten kom­men könn­te. Den Plan wei­ter­zu­wan­dern hat­ten wir längst begra­ben. Der rest­li­che Weg zum Klos­ter wur­de uns als sehr gemüt­lich ver­mit­telt. Nur flach dahin oder etwas berg­ab, wur­de uns ver­si­chert. Also erschien uns das die bes­te Lösung bald­mög­lichst einen Erho­lungs­ort für unse­ren Sohn zu fin­den. Chris­toph hat­te den Mor­gen flu­chend und schimp­fend ver­bracht. Der Ben­zin­ko­cher ver­wei­ger­te in die­ser Höhe sei­ne Diens­te. „Groß­ar­tig“, dach­te ich mir „ein flu­chen­der Mann, ein kran­kes Kind, die bren­nen­de Son­ne über uns, das gan­ze auf einem stau­bi­gen Dorf­platz mit eher unfreund­li­chen Bewoh­nern und kein Früh­stück im Magen!“ Kur­zer­hand ging ich mit dem Koch­topf zum nächst­bes­ten Haus und erbat unse­ren Milch­reis dort kochen zu dür­fen. Gestärkt bra­chen wir dann auf und erreich­ten lang­sam die ers­te Berg­kup­pe. „Haaaa – jetzt nur mehr berg­ab oder gemüt­lich dahin­ge­hen!“, dach­te ich mir.

Anfangs war dem auch so. Nach und nach wur­de der Weg jedoch immer schmä­ler, bis sich bald nur mehr ein schma­ler Pfad oder Pfäd­chen durch das stei­le Tal schlän­gel­te. Die Land­schaft fiel steil als Geröll­feld ab und unten tos­te der Zarab. „Ein fal­scher Tritt und …!
Bloß nicht nach unten schauen!“

Da Jaron immer noch sehr schwach und wacke­lig auf den Bei­nen war trug Chris­toph 2 Ruck­sä­cke. Der Pfad war so schmal, dass wir Jaron nicht an der Hand neh­men konn­ten. So ging ich vor ihm und Chris­toph hin­ter ihm, all­zeit bereit in bei den Schul­tern zu packen. Ich hat­te schreck­li­che Angst, beschimpf­te mich inner­lich für unse­ren Leicht­sinn und rezi­tier­te unab­läs­sig Schutz­man­tren. Das Klos­ter woll­te und woll­te nicht näher­kom­men. Es war wie ver­hext. Jael mar­schier­te siche­ren Schrit­tes vor­an, ihrem Namen (Berg­zie­ge) alle Ehre machend, Jaron kämpf­te tap­fer wei­ter und Chris­toph und ich bete­ten für das bal­di­ge  Erschei­nen des Klos­ters. Nach einer gefühl­ten Ewig­keit erreich­ten wir end­lich nach 3 Stun­den die Her­ber­ge am Fuße des Klos­ters, die wir für die nächs­ten 3 Tage nicht mehr ver­lie­ßen. Die Her­ber­ge und unser Cam­ping­platz wur­de vom Klos­ter geführt und so tum­mel­ten sich vie­le Novi­zen und Mön­che am Gelän­de. Die klei­nen Jun­gen in ihren roten Roben freun­de­ten sich schnell mit Jaron an und so wur­de Fuß­ball gespielt – mit einer lee­ren Plas­tik­fla­schen – oder Stein­weit­wurf geübt. Auf­fal­lend war die ste­ti­ge Hei­ter­keit der Mön­che. Es wur­de gelacht und gescherzt oder sich klat­schend auf die Schul­tern geschla­gen und wie­der laut­hals gelacht. Als wir mit einem 23 Jah­re jun­gen Mönch spra­chen, der seit 8 Jah­ren hier in Phuk­tal leb­te mein­te er, er sei hier sehr glück­lich. Ein bes­se­res Leben kön­ne er sich nicht vorstellen.

Wir waren nur eine Hand voll Tou­ris­ten, die meh­re­re Tage hier zubrach­ten. Die meis­ten wur­den zwei Geh­stun­den vor dem Klos­ter von einem Jeep abge­setzt und nach einem far­ben­fro­hen Foto­shoo­ting im Klos­ter, waren sie auch schon wie­der weg. Eines Mor­gens woll­ten wir der Mor­gen­ze­re­mo­nie im Klos­ter bei­woh­nen und so fan­den wir uns mit ein paar ande­ren Tou­ris­ten gegen 7.00 im Klos­ter ein. Eini­ge der Rei­sen­den waren mit meh­re­ren Kame­ras bewaff­net und ohne viel Takt­ge­fühl wur­den die rie­si­gen Objek­ti­ve den Mön­chen unter die Nase gehal­ten. Die klei­nen Novi­zen räch­ten sich damit, dass sie Gri­mas­sen schnit­ten oder die Zun­ge zeig­ten. Chris­toph emp­fand so eine Abnei­gung gegen die­se Respekt­lo­sig­keit, dass er gleich ver­schwand und ich ihn spä­ter in der Tee­kü­che bei dem jun­gen Mönch sit­zend wie­der­fand. Ich war dank­bar über mein dezen­tes Han­dy, um auch ein paar Fotos zu machen. Als wir nach 3 Tagen schwe­ren Her­zens Phuk­tal ver­lie­ßen, erfuh­ren wir, dass eine Stra­ße bis zum Klos­ter bereits in Arbeit war. Wir frag­ten uns, wie lan­ge die Mön­che uns dann wohl noch ihren Ritua­len bei­woh­nen las­sen wür­den? Ob sie wei­ter­hin so inter­es­siert und freund­lich auf Frem­de zuge­hen wür­den? In ande­ren Klös­tern, die ein­fach mit dem Mini­bus zu errei­chen waren, war foto­gra­fie­ren im Klos­ter bereits ver­bo­ten und die Atmo­sphä­re ähnel­te eher einem „Zoo­be­such“ – wie es Chris­toph bös­ar­tig bezeich­ne­te – als dem Besuch einer hei­li­gen Stätte.

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  1. REISEBERICHT

Freud & Leid – so eng beisammen 

Nach­dem wir Phuk­tal ver­las­sen hat­ten blie­ben uns noch weni­ge Tage, um uns auf den Trek vor­zu­be­rei­ten und alle Lebens­mit­tel und vor allem einen funk­tio­nie­ren­den Kocher zu orga­ni­sie­ren. Wir genos­sen noch­mals die fei­ne ladak­hi­sche Küche und mach­ten uns dann auf zu unse­rem Aus­gangs­punkt, wo wir auf unse­ren Hor­se­man tref­fen soll­ten. Dort­hin zu gelan­gen stell­te sich als nicht so ein­fach her­aus. Mit einem Jeep lie­ßen wir uns bis ans Ende des Tals brin­gen von wo aus eine Brü­cke zu unse­rem Aus­gangs­punkt, dem Dorf Pis­hu, führ­te. Mit Sack und Pack stan­den wir nun an der Brü­cke und wuss­ten nicht so recht, wie wir ohne Pfer­de all die Sachen zum ca. eine Stun­de ent­fern­ten Pis­hu tra­gen soll­ten. Nach kur­zer Über­le­gung war uns klar, dass wir nicht in der Lage waren alles auf ein­mal zu tra­gen und so muss­ten die Kin­der mit einer Hälf­te des Gepäcks am Fluss war­ten, bis Chris­toph und ich die ers­te Ladung nach Pis­hu gebracht hat­ten. Dort war­te­te ich dann im Schat­ten eines Hau­ses, wäh­rend Chris­toph wie­der alles zurück­lief und die Kin­der samt dem rest­li­chen Zeugs hol­te. Der Cam­ping­platz in Pis­hu war wun­der­schön und die Wie­se – zu wel­cher Yaks, Schaft, Esel und Pfer­de zum Gra­sen kamen – erin­ner­te an einen Golf­ra­sen. Eine ein­sa­me Jur­te stand dort und das Zelt eines über­aus net­ten Kana­di­ers. Dort schlu­gen wir unse­re Zel­te auf und war­te­ten vol­ler Auf­re­gung und Unge­duld auf den Pfer­de­mann. Wür­de er auch kommen?

Der nächs­te Tag war Chris­tophs Geburts­tag und wir lie­ßen ihn hoch­le­ben. Tor­te gab es in Erman­ge­lung einer Küche nicht. Den Tag ver­brach­ten wir damit das schö­ne Wet­ter zu genie­ßen und durch die Gegend zu streu­nen. Auf unse­rem Weg ent­deck­ten wir eine zuge­mau­er­te Ein­sie­de­lei. Jaron war ganz ver­zau­bert von die­sem Ort. Gegen Abend hin wur­den wir schön lang­sam unru­hig, da der Pfer­de­mann samt Pfer­den nicht in Sicht war. Also gin­gen Chris­toph und ich ihm ent­ge­gen und sie­he da, er kam. Wel­che Freu­de! Oder doch nicht? Als er mit sei­nen 4 Pfer­den nah­te erkann­te ich bereits von der Fer­ne, dass ein Pferd lahmt. Bei nähe­rer Betrach­tung ver­schlug es mir die Spra­che. Das Pferd­chen lahm­te nicht nur, auch hat­te es eine offe­ne Wun­de auf der Schul­ter. Mit Müh und Not folg­te es den ande­ren Pfer­den. Mir war klar: „Mit dem Pferd gehe ich kei­nen Meter!“ Als ich den Pfer­de­mann dar­auf ansprach, mein­te die­ser nur: „No Pro­blem!“ Da war ich aber ande­rer Mei­nung und mir wur­de schlag­ar­tig klar, in wel­cher Lage wir uns befan­den. Der Gui­de einer ande­ren Grup­pe ver­deut­lich­te uns unse­re Situa­ti­on: ent­we­der wir wür­den mit die­sem Hor­se­man und die­sen 4 Pfer­den gehen oder gar nicht! Ich brauch­te lan­ge das zu akzep­tie­ren. Wir hat­ten alles ver­sucht: dem Hors­man extra Geld geben, um das Pferd nach Hau­se brin­gen zu las­sen oder es hier unter­zu­brin­gen. Mit Eseln gehen. Einen ande­ren Hor­se­man fin­den – alles chan­cen­los. Ent­we­der wir wür­den mit die­sem Pferd­chen gehen oder wir könn­ten wie­der zusam­men­pa­cken und das, wegen dem wir eigent­lich hier waren, näm­lich durch Zans­kar zu wan­dern, abha­cken. Wut und tie­fe Trau­er erfüll­ten mich und ich hat­te den Ein­druck, dass sich mir schlag­ar­tig die har­te und her­aus­for­dern­de Sei­te die­ses wun­der­ba­ren Land prä­sen­tier­te. Das Leben in Zans­kar ist nicht nur schön, son­dern auch hart! Jedes drit­te Kind stirbt bevor es das drit­tes Lebens­jahr erreicht. Ver­letz­te Pfer­de müs­sen arbei­ten so lan­ge sie können!

Ohn­mäch­tig die­ser Situa­ti­on aus­ge­lie­fert lie­fen mir die Trä­nen her­un­ter und als mir dann noch der Kana­di­er erzähl­te, dass wir Flüs­se zu durch­que­ren hät­ten, wel­che den Kin­dern bis zur Brust gin­gen, war ich völ­lig am Boden zer­stört. Chris­tophs Geburts­tags­abend wur­de nun zum abscheu­lichs­ten aller Aben­de. Ich konn­te nicht schla­fen und mei­ne Freu­de auf den Trek, war Ängs­ten und Sor­gen gewi­chen. Wenn das ver­letz­te Pferd schon mit­muss­te, so woll­te ich wenigs­ten alles mir mög­li­che für sein Wohl­be­fin­den bei­tra­gen. So begann ich nun mor­gens und abends sei­ne Wun­de zu ver­sor­gen und es mit Heilman­tren zu besin­gen. Im Lau­fe unse­rer Wan­de­rung kamen dann auch ande­re Pfer­de­füh­rer zu mir, um sich Medi­zin zu besorgen.

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  1. REISEBERICHT

Früh am Mor­gen wach­ten wir auf und ich erzähl­te Chris­toph von mei­nen Ängs­ten und Befürch­tun­gen die Wan­de­rung betref­fend. Ich hielt uns für ver­rückt mit den Kin­dern so einen Trek zu unter­neh­men. Chris­toph sah mich an und mein­te, ich sol­le mir kei­ne Sor­gen machen. Alles wird gut. Und ich glaub­te ihm. Als bald dar­auf ein rie­si­ger Adler über unse­ren Köp­fen flog, sah ich dar­in ein gutes Omen.

Nach­dem unse­re Zel­te zusam­men­ge­packt und die Pfer­de bela­den waren gin­gen wir los. Anfangs führ­ten wir die Pfer­de der Kin­der, was sich schnell als unnö­tig her­aus­stell­te. Ohne wei­te­res lie­ßen die bei­den Pfer­de sich von Jaron und Jael rei­ten oder über stei­le Weg­pas­sa­gen füh­ren. Das war natür­lich groß­ar­tig! Es gab ihnen ein Gefühl der Eigen­stän­dig­keit und sie waren stolz dar­auf „allei­ne“ durch den Hima­la­ya zu rei­ten. Auch ver­brach­ten sie auf die­se Wei­se viel Zeit zu zweit, ohne sich in die Haa­re zu krie­gen. Chris­toph und ich genos­sen indes unse­re Zwei­sam­keit – von der es auf Fami­li­en­rei­sen wenig gibt – wan­dernd und plaudernd.

Mit der Zeit ergab sich fol­gen­des Bild unse­rer klei­nen Kara­wa­ne: Ten­zi, unser Pfer­de­füh­rer mit den zwei Pack­pfer­den an der Spit­ze, dann lan­ge nichts. Danach kamen die Kin­der auf ihren Pfer­den. Bei jedem Pass war­te­ten sie gedul­dig auf uns. Dann kam meis­tens Chris­toph .….., lan­ge nichts .…., und dann .…… irgend­wann .…… ich. So zuckel­ten wir beharr­lich Tag für Tag durch den Hima­la­ya, jeden Tag einen Pass oder sogar zwei über­que­rend. Die Natur war atem­be­rau­bend schön! Kaum stie­ßen wir auf ande­re Wan­de­rer oder Grup­pen­rei­sen­de. Am ehes­ten tra­fen wir ande­re moti­vier­te Geher bei Schlaf­plät­zen. Auf eine Tou­ris­ten­grup­pen von ca. 3 Per­so­nen, kamen dann etwa 7 Pfer­de und eben­so vie­le Betreu­er, bestehend aus Gui­de, Pfer­de­füh­rern, Hel­fern und Köchen. Das war natür­lich Luxus pur. Wenn die Wan­de­rer abends am Schlaf­platz ein­tra­fen, stan­den ihre Zel­te bereits fix und fer­tig ein­ge­rich­tet. Bald dar­auf wur­de ihnen ein mehr­gän­gi­ges Menü auf klei­nen Tischen mit Tisch­tuch kre­denzt. Da lief uns immer wie­der mal nei­disch das Was­ser im Mund zusam­men, wenn wir bei unse­rem all­abend­li­chen Essen – bestehend aus „Bak­l­sup­pn“, Kar­tof­fel­pü­ree oder Reis mit Dal – saßen. Die Kin­der hat­ten Glück. Die erreg­ten manch­mal das Mit­leid der üppig ver­sor­gen Tou­ris und staub­ten einen Kuchen oder Müs­li­rie­gel ab.

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  1. REISEBERICHT

Das Gehen war oft sehr kräf­te­zeh­rend, die Natur extrem – heiß oder kalt, tro­cken und stau­big – und mir flo­gen nur so die Kilo von den Rip­pen. Erschöp­fung mach­te sich zumeist abends bemerk­bar, nach­dem die Zel­te auf­ge­baut waren. Wäh­rend Chris­toph – unser Gui­de und Koch – dabei war das Essen für sei­ne hung­ri­gen Mäu­ler vor­zu­be­rei­ten, lag ich oft völ­lig k.o. im Zelt und ein­mal schaff­te ich es nicht mehr auf­zu­ste­hen. Gegen Mit­te unse­rer Wan­de­rung fan­den wir her­aus, dass ein Früh­stück und ein Abend­essen, mit ein paar getrock­ne­ten Maril­len oder Trau­ben­zu­cker zwi­schen­durch, ein­fach zu wenig für uns war. Also füt­ter­te uns Chris­toph nun mit­tags mit den Res­ten vom Vor­abend oder Früh­stück. So ging es viel besser!

Die Stil­le der Ber­ge leg­te sich in unse­re Her­zen. Die Natur und wir waren offen und weit und sehr still. Wie eine Dau­er­me­di­ta­ti­on. Es gab nichts zu den­ken, nichts zu pla­nen und nichts zu tun, außer einen Fuß vor den ande­ren zu setzen.

Die Träu­me vom guten, abwechs­lungs­rei­chen Essen wur­den mit der Zeit mehr und mehr. Jael ließ es sich auch nicht neh­men uns täg­lich von der Schu­le zu erzäh­len und wor­auf sie sich schon zu Hau­se freue. Jaron schien sehr eins mit dem hier und jetzt. Er genoss es an klei­nen Bächen Däm­me zu bau­en, Stei­ne zu sam­meln oder mit Tie­ren zu spielen.

Wir waren schnell. Nach nur 8 Tagen hat­ten wir unser Ziel erreicht und unser Pfer­de­mann – mit­samt sei­nen Pfer­den – ver­ließ uns, um sich auf den Heim­weg zu machen. Wir waren bereits 6 Stun­den gegan­gen. An die­sem Tag muss­ten auch die Kin­der viel gehen, da die Wege sehr steil und fel­sig waren. Auch einen 5.000er hat­ten wir schon hin­ter uns gelas­sen. Nun – ohne Pfer­de – muss­te wie­der jeder sei­nen eige­nen Ruck­sack schul­tern, um die 12 Kilo­me­ter ent­fern­te Haupt­stra­ße zu erreichen.

Wir waren in einem klei­nen Dorf. Ein Unwet­ter, das wir zwei Tage zuvor von der Fer­ne beob­ach­ten konn­ten, hat­te die ein­zi­ge Zufahrts­stra­ße an meh­re­ren Stel­len ver­schüt­tet. Mitt­ler­wei­le war die Stra­ße wie­der halb­wegs pas­sier­bar und wir hoff­ten auf einen Lift. Lei­der kam kein ein­zi­ges Auto vor­bei, um uns mit­zu­neh­men. So mar­schier­ten wir die enge Schlucht hin­aus. Eine Stun­de, zwei Stun­den, .… Wir moti­vier­ten die Kin­der mit Geschich­ten und der Aus­sicht auf ein wei­ches Bett und gutem Essen, soll­ten wir es bis zur Haupt­stra­ße schaf­fen. Nach 3 Stun­den erreich­ten wir end­lich die Haupt­stra­ße und ein jeder von uns – außer Chris­toph – war an sei­ne abso­lu­te Gren­ze gekom­men. Ich war nach dem 9‑Stun­den-Marsch so erschöpft, dass ich mit­samt mei­nem Ruck­sack ein­fach auf der Stra­ße in die Knie ging. Aber unse­re Stra­pa­zen wur­den belohnt. Nach ca. einer hal­ben Stun­de kam ein rie­si­ger, stin­ki­ger LKW der uns in den nächs­ten Ort mit­nahm. In Lamayuru ange­kom­men wur­den wir mit hei­ßer Dusche, wei­chen Bet­ten und gutem Essen beglückt und alles war wie­der gut!

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  1. REISEBERICHT 

Gemein­schaft

Nach­dem wir Lamayuru ver­las­sen hat­ten, kehr­ten wir zurück nach Leh und bezo­gen ein hüb­sches gro­ßes Zim­mer mit Bal­kon, in einem tra­di­tio­nell-tibe­ti­schem Haus und Blick auf den Gemü­se­gar­ten. Dort lie­ßen wir für ein paar Tage die See­le bau­meln und berausch­ten uns an den Köst­lich­kei­ten der indi­schen Küche. „Hmm!“, war das lecker!
Nach und nach fehl­ten uns aber die Natur und das Gehen und sogar das wun­der­ba­re Essen ver­lor sei­nen Reiz – zumin­dest erging es Chris­toph und mir so. Also bra­chen wir auf ins Nubra­val­ley (Tal der Blu­men). Der Weg dort­hin führt über die bis vor kur­zem – die Chi­ne­sen errich­te­ten kürz­lich eine noch höhe­re Pass­stra­ße – höchs­te Pass­stra­ße der Welt, über den Khar­dung La Pass (5.400 m!!!).

Die Stra­ße schlän­gel­te sich aus dem Tal in wel­chem Leh ein­ge­bet­tet liegt hin­aus und wir saßen inmit­ten der Ein­hei­mi­schen, bei laut­star­ker indi­scher Musik, ganz vor­ne im Bus. Ganz, ganz vor­ne, also in der Fah­rer­ka­bi­ne, sind die Sitz­plät­ze den Frau­en vor­be­hal­ten. Dort saßen nun Jun­ge und Alte und obwohl sie sich nicht zu ken­nen schie­nen, wur­de gelacht und her­um­ge­al­bert. Hin und wie­der ging eine der Frau­en durch den Bus und ver­teil­te an alle Mit­rei­sen­den klei­ne Äpfel­chen oder getrock­ne­te Maril­len. Als der Bus anhielt, um einen klei­nen Knirps mit­samt Papa ein­stei­gen zu las­sen, staun­te ich nicht schlecht. Der Papa reich­te mir sei­nen etwas 3 Jah­re alten Sohn in die Hän­de und anstel­le selbst auch ein­zu­stei­gen, blieb er win­kend zurück. Ich konn­te gar nicht so schnell schau­en, hat­ten mir die Damen aus der Fah­rer­ka­bi­ne den Jun­gen aus den Hän­den genom­men und sich auf ihre müt­ter­li­chen Schö­ße plat­ziert. Dort blieb er auch für die nächs­ten 7 Stun­den und wech­sel­te nur von Zeit zu Zeit den Schoß. Ich war total von den Socken! Das konn­te ich mir als euro­päi­sche Mama so ganz und gar nicht vor­stel­len, wie man so ein klei­nes Kind ein­fach für eine Fahrt, die um die 7 Stun­den dau­er­te, wild­frem­den Men­schen anver­trau­en konn­te? Nicht so in Ladakh. Der Gemein­schafts­sinn tickt hier noch ganz anders. Nicht nur tei­len sie ihr Obst mit allen Mit­rei­sen­den, nein, sie hüten auch für­sorg­lich die Kin­der „frem­der“ Men­schen. Ich war sprachlos!

Die rest­li­che Fahrt ver­brach­te ich unter ande­rem damit her­aus­zu­fin­den, ob der Klei­ne, wel­cher die gan­zen 7 Stun­den kei­nen ein­zi­gen Mucks von sich gab und ledig­lich das Essen genoss, das ihm bis­wei­len in die klei­nen Händ­chen gereicht wur­de, irgend­je­man­den kann­te? Es schien nicht so. Das indi­sche Gedu­del wech­sel­te plötz­lich auf tibe­ti­sche Man­t­ren­mu­sik und so hielt auf ein­mal eine sehr medi­ta­ti­ve Stim­mung Ein­zug in unse­ren Bus. Die Alten nah­men ihre Gebets­ket­ten in die Hand und rezi­tier­ten sin­gend mit. Es war wunderschön!

Wäh­rend all dem kämpf­te sich unser voll­be­pack­ter Bus Keh­re um Keh­re auf den Khar­dung La hin­auf. Die Stra­ße wur­de schlech­ter, bis schließ­lich der Asphalt auf­hör­te und dann kam der Schnee… Ich dach­te lie­ber nicht an die Rei­fen des Bus­ses, da sie einer Win­ter­rei­fen­taug­lich­keit mit Sicher­heit nicht stand­ge­hal­ten hät­ten und genoss lie­ber die Landschaft.

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ABSCHLUSS

 Kürz­lich saßen Chris­toph und ich am Mor­gen kaf­fee­schlür­fen­der Wei­se zusam­men und sin­nier­ten über Zans­kar. Schnell hat­te sich ein neu­es Pro­jekt in unse­ren Köp­fen zusam­men­ge­braut. Die Idee war für 3 Mona­te nach Zans­kar zu gehen, um dort an Pro­jek­ten mit­zu­ar­bei­ten, wie z. B. Eng­lisch­un­ter­richt an Non­nen­klös­tern oder Schu­len in Dör­fern auf­bau­en. Vor unse­ren geis­ti­gen Augen waren wir schon voll in Akti­on, bis Chris­toph mein­te: „Und was glaubst du sagen die Kin­der dazu?“.…..Ach ja, die Kin­der! Die hat­te ich für einen kur­zen Moment völ­lig ver­ges­sen. Naja, wird wohl doch noch eini­ge Jah­re dau­ern, bis wir die­ses Land wie­der­se­hen. Bei unse­ren Tee­nies steht jetzt etwas Ande­res am Pro­gramm, als in die Wei­te, Stil­le und den Raum von Zans­kar und sei­nen Men­schen einzutauchen.

Und das brach­te mich zu einer ganz ent­schei­den­den Fra­ge: „Ist es nicht mög­lich, die­sen beson­de­ren Zau­ber von Zans­kar, der sich vor allem durch die 3 Attri­bu­te:  Wei­te, Stil­le und Raum kenn­zeich­nen lässt, hier bei uns zu erfah­ren und zu leben?“ Natür­lich steht Zans­kar für viel mehr als das, wie bei­spiels­wei­se die Schön­heit der Natur und die her­aus­ra­gen­de Offen­heit, Freund­lich­keit und Gelas­se­nen sei­ner Bewohner.

Mein Wunsch ist es voll und ganz die Qua­li­tä­ten von Wei­te, Stil­le und Offen­heit in mir – unab­hän­gig von mei­ner Umge­bung – wach­zu­küs­sen und zu kul­ti­vie­ren. Leicht fällt es mir nicht. Allei­ne 6 Wochen an kei­nem Com­pu­ter zu sit­zen, Mails zu beant­wor­ten, etc. erleich­ter­te es mei­nem Kopf unge­mein sich in die geis­ti­ge Hän­ge­mat­te zu legen und es gut sein zu las­sen. Ganz anders ist es jetzt wie­der als selb­stän­dig arbei­ten­de Yogi­ni, Haus­frau und Mut­ter. Da wird es ganz schnell eng…

Was ich mir für uns alle wün­sche, ist mehr Zeit zum Stau­nen & zum Lachen. Das bewuss­te Genie­ßen von freu­di­gen Begeg­nun­gen mit unse­ren Mit­men­schen, inne­hal­ten und wie­der stau­nen. Son­nen­auf­gän­ge bewun­dern und sich erfreu­en an all den Geschen­ken die wir täg­lich erhalten.

Dann rückt der Zau­ber von Zans­kar schon ein gutes Stück näher!

„KI KI SO SO LAGYA LO!“ -
DIE GÖT­TER MÖGEN SIEGEN!!!

Bedin­gungs­lo­se Freund­lich­keit & der mitt­le­re Weg

Bedin­gungs­lo­se Freund­lich­keit & der mitt­le­re Weg

Ich hab ein neu­es Lieb­lings­wort und das lau­tet „Mai­tri“ („Met­ta“ in Pali). Es klingt nicht nur wun­der­schön, es hat auch eine wun­der­vol­le Bedeu­tung und heißt über­setzt aus dem Sans­krit „lie­be­vol­le Güte“ oder auch „bedin­gungs­lo­se Freundlichkeit“.

Mai­tri ande­ren ent­ge­gen­zu­brin­gen fin­de ich ja noch um eini­ges leich­ter, als mir selbst. Da wird´s dann schon eng mit der bedin­gungs­lo­sen Freund­lich­keit. Da gibt es viel an mir zu kri­ti­sie­ren, zu bemän­geln und nie­man­den wür­de ich so viel Här­te und Into­le­ranz ent­ge­gen­brin­gen wie mir selbst. Des­halb hat mich der Text von Pema Chö­drön aus dem Buch “Wenn alles zusam­men­bricht“, über die bedin­gungs­lo­se Freund­lich­keit einem selbst und allen ande­ren gegen­über, so rich­tig erwischt.

In engem Zusam­men­hang zu Mai­tri sehe ich auch das bud­dhis­ti­schen Kon­zept des „Mitt­le­ren Weges“. Gera­de jetzt in die­ser Zeit fin­de ich es über­aus ent­span­nend mich immer wie­der dar­auf zu besin­nen: kei­ne Extre­me, kein „nur die­se Mei­nung ist rich­tig und alle ande­ren sind falsch“, son­dern ein sowohl als auch, ein Empa­thie üben für die Fül­le der Mei­nun­gen und ein tie­fes Schau­en, wel­che Ängs­te, Nöte oder Sor­gen Mensch zu Mei­nun­gen oder Taten trei­ben. Auch das ist Mai­tri.

Und über­haupt und außer­dem bin ich gera­de so begeis­tert von der Weis­heit all der Medi­ta­ti­ons­meis­te­rin­nen und Meis­ter. Seit Jahr­tau­sen­den wird ver­mit­telt wie es uns gelin­gen kann in die­sem unvoll­kom­me­nen Sau­hau­fen von Welt – aber natür­lich auch in die­ser bezau­bern­den & wun­der­schö­nen Welt – Freu­de, Frie­den und Gelas­sen­heit zu erle­ben. Näm­lich TROTZ des Sau­hau­fens und mit­samt dem Elend!!!

Ich bin grad rich­tig von den Socken, denn eigent­lich woll­te ich mei­nen Traum von „ … und irgend­wann wird alles gut!“ um nichts auf der Welt auf­ge­ben. Eine unglaub­li­che Stur­heit beglei­tet mich da seit jeher. Und jetzt …, jetzt habe ich viel­leicht irgend­wie den Hauch eines Geschmacks, wie es sich anfüh­len könn­te, wenn ich mit mir und der Welt – genau so unvoll­kom­men wie sie ist – Frie­den schlie­ßen kann, mich ein­fach hin­ein­ent­span­ne in das Leben mit sei­nen Freu­den und sei­nem Lei­den und mich auch hin­ein­ent­span­ne in mei­ne Schwä­chen und Stärken, …

Nit­ya­nan­da

Grund­le­gen­de Gut­heit in uns Men­schen und die Aus­sa­ge von Albert Einstein

Grund­le­gen­de Gut­heit in uns Men­schen und die Aus­sa­ge von Albert Einstein

„Unse­re wich­tigs­te Ent­schei­dung ist, ob wir das Uni­ver­sum für einen freund­li­chen oder feind­li­chen Ort halten.“

Am einem Wochen­en­de refe­rier­te ich einem Yoga­leh­re­rIn­nen­treff zu die­sem The­ma. Der Begriff der grund­le­gen­den Gut­heit kommt aus dem Bud­dhis­mus und besagt nicht mehr oder weni­ger, dass wir alle mit grund­le­gen­der Gut­heit von Geburt an aus­ge­stat­tet sind. Dafür brau­chen wir nichts tun, es ist sozu­sa­gen ein fixer Bestand­teil unse­res Menschsein.

Ja aber, wer­det ihr euch viel­leicht fra­gen, war­um geht es dann so zu auf die­sem Pla­ne­ten? Im Lau­fe unse­res Lebens machen wir Erfah­run­gen, wel­che die grund­le­gen­de Gut­heit in uns nährt oder sie auch über­la­gert. Nega­ti­ve Erfah­run­gen schü­ren in uns Angst, Into­le­ranz und Igno­ranz bis hin zum Hass. Dar­um ist es auch so unsag­bar wich­tig sich immer wie­der dar­auf zu besin­nen, dass wir im Kern unse­res Wesens gut sind und genau das zu näh­ren! Und wie geht das, fragt ihr euch vielleicht?

Indem ich das stär­ke, was ich bereits als gut in mir erken­ne und wei­ter aus­baue. Ja und vom ICH geht es dann wei­ter zum DU. Was sehe ich in mei­nen Mit­men­schen? Nur ihre Feh­ler? Oder kann ich den gött­li­chen Fun­ken der grund­le­gen­den Gut­heit in ihnen erkennen?

Und wenn wir alle die­se Gut­heit besit­zen, besitzt auch unser Uni­ver­sum die­se Gut­heit, was uns wie­der auf Ein­steins Aus­sa­ge zurück­bringt. Und wie lebt es sich in einer Welt, die ich für gefähr­lich hal­te oder in einer Welt, die ich als freund­li­chen Ort befinde?

Ich ertap­pe mich immer wie­der dabei – gera­de nach dem Hören von Nach­rich­ten – wie sich die Angst in mir aus­brei­tet und ich mich umge­ben von Nar­ren füh­le und die Welt als sehr gefähr­lich ein­schät­ze und sowie­so nicht zu retten!

.… und genau da set­ze ich dann wie­der an:

ICH ENT­SCHEI­DE MICH, DASS ICH IN EINER FREUND­LI­CHEN WELT LEBEN UND DAZU MEI­NEN BEST­MÖG­LI­CHEN BEI­TRAG LEIS­TE MÖCHTE!

Tja – vie­le Fra­gen. Kannst du etwas damit anfan­gen und hast du einen Zugang zu dei­ner grund­le­gen­den Gutheit?

Nit­ya­nan­da

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